Aus dem hinteren Eisbachtal auf die Südspitze – W. von Frerichs und R. von Below

Im September 1900 war Wilhelm von Frerichs am Watzmann besonders aktiv. In wechselnder Seilschaft gelangen ihm eine Reihe von Erstbegehungen.

22. September 1900 – Watzmann-Südspitze, 2712 in (neue Route ü. d. Südostwand , 1. Erst. aus d. hinteren Eisbachthal) – R. von Below, Dr. Wilhelm von Frerichs.

„Vom unteren Ende der Eiskapelle in der blockerfüllten Schlucht des Eisbachthals aufwärts. Von dem Südgrat der Südspitze löst sieh in ca. 2500 m eine südöstlich verlaufende Rippe. Sie endet mit einem auffallenden, tief ins Eisbachthal vorspringenden Felszacken, dem sog Kirchl. Um dies herum und über einen kurzen Dolomitabsatz auf das untere einer Reihe breiter, die unteren Partien der Südflanke der Rippe durchziehenden Grasbänder. Das Grasband schräg rechts (nordöstlich) verfolgend zur Kante der Rippe und nach links (südlich) auf ein höheres Grasband (An. 1350 m, 2 ½ Std. v. d. Eiskapelle). Von diesem durch eine brüchige DoIomitrinne wieder auf die Kante der Rippe und einen Abbruch mittels schwieriger Traversen von rechte (nördlich) her erkletternd auf ein sich um die Rippe ziehendes Band. Dies nach linke (südlich) bis zu seinem Abbruch verfolgend und weiter, über brüchigen Fels traversierend, zu schwärzlichen Plattenwänden. Ueber diese hinauf (Kletterschuhe, einmal Steigbaum). Diese Plattenwände bilden den unteren Absturz einer Rinne, welche weiter verfolgt und dann über sehr glatte, steile Platten nach rechts verlassen wird, um die Kante der Rippe wieder zu erreichen. Diese wird etwas oberhalb einer Scharte betreten, welche ein auffallender, aus der Rippe vorspringender Felskopf bildet. (Diese Scharte wurde am 7. IX. 1900 durch G. Leuchs und W. von Frerichs von Norden her erklettert) Weiter über die sich verflachende Rippe (nördlich der am 7. IX. eingeschlagenen Route). Nahe dem Südgrat nötigt die Felsbildung, wieder nach links (südlich) abzubiegen und durch einen sehr schwierigen Kamin den Grat wieder zu erreichen. Der erste rötliche Turm des Südgrats wird durch einen überhängenden Kamin erklettert, der zweite über eine exponierte Platte an der Ostecke. Die nächsten beiden Absätze sind gut passierbar und. bald darauf wird die Südspitze erreicht. 12 Std. incl. Rasten. Die Schwierigkeiten sind ungefähr dieselben wie die der gewöhnlichen Route, jedoch intensiver, so an dem Kamin unter dem Grat und an den Türmen des Südgrates. Die unteren Partien sind hochgradig steingefährlich.“

Paul Krebs – Der kleine Watzmann mit Abstieg nach St. Bartholomä

Gemeinsam mit dem Führer Franz Pfnür fand Paul Krebs am 20.09.1886 eine neue Abstiegsroute vom kleinen Watzmann. Hierbei wählten die beiden als Ziel des Abstiegs St. Bartholomä über das Watzmannlabl und den Rinnkendlsteig.

Mitteilungen des deutschen und österreichischen Alpenvereins

1886, S. 254 ff

Kleiner Watzmann

Paul Krebs, Wien

Kleiner Watzmann 2304 m. Besteigungen des Kleinen Watzmann gehören zu den Seltenheiten, da dieselben als schwierig und gefahrvoll gelten. Freilich zeigt sich der Berg so schroff, dass diese Ansicht gerechtfertigt erscheint, namentlich wenn man die Ostabhänge betrachtet, welche so steil in den Königssee abfallen, dass bis jetzt, so weit bekannt, es noch Niemand unternommen hatte, den Abstieg durch diese Wände nach St. Bartholomae zu versuchen.

Um mich von der Möglichkeit dieses Abstieges zu überzeugen, ging ich am 20. September mit Führer Franz Pfnür aus Berchtesgaden zur Kührointalm; da diese jedoch nicht mehr bewohnt war, mussten wir zu der eine Stunde tiefer gelegenen Schapbachalm hinabgehen, um dort zu übernachten. Am nächsten Tage war das Wetter zu ungünstig, um den uns Beiden neuen Weg zu unternehmen, wir benutzten jedoch den Nachmittag, um den Archenkopf und die nördlich von demselben den Königssee einschliessenden Höhen zu besteigen, welche ein herrliches Panorama bieten; der Blick vom Archenkopf auf den See und St. Bartholomae lohnt die leichte Besteigung dieser Höhe. Die Nacht zum 22. September brachte wieder Regen, so dass wir erst nach 7 U Morgens, als das Wettersich aufzuheitern begann, von der Schapbachalm aufbrechen konnten. Um 8 U hatten wir die Kührointalm wieder erreicht und begannen nun den Anstieg, welcher naturgemäss zunächst über den grünen Riegel führte, der sich rechts am Fusse des Kleinen Watzmann hinanzieht, und auf welchem man leicht bis ungefähr zur halben Höhe des Bergkegels gelangt. Rechts unter sich hat man hier die zähen Abstürze zur Watzmannscharte, gegenüber die imponirenden, terrassenförmigen Ostabhänge des Grossen Watzmann. Die früheren Besteiger traversirten von da, wo der grüne Riegel sein Ende erreicht und die Wände steiler werden, nach links hinüber, oberhalb der hier steil zum Fusse des Berges abfallenden Platten, und erreichten durch eine Einsenkung, sich in dieser dann rechts haltend, den Gipfel. Auch Hermann v. Barth wählte diesen Weg, wie ich aus seinen Aufzeichnungen zu ersehen Gelegenheit hatte. Wir setzten den Anstieg in direkter Richtung auf den Gipfel zu fort, welchen wir ohne erhebliche Schwierigkeiten erreichten; nur hatten wir eine steile, ca. 20 Fuss hohe Wand zu überklettern, welche jedoch, da sie Spalten und Risse zeigt, von einem leidlich geübten Touristen leicht und gefahrlos zu überwinden ist; ferner unmittelbar unter dem Gipfel eine steile Platte, bei deren Begehung wir Hände und Füsse zu Hilfe nahmen. Um 10 U 45 hatten wir die Spitze erreicht und fanden uns durch eine herrliche Aussicht belohnt. Das Panorama ist nahezu dasselbe wie vom Grossen Watzmann, nur sind die Höhen westlich vom Gross-Venediger an, welcher zwischen Hundstod und dem Grossen Watzmann sichtbar ist, verdeckt.

Die Spitze des Kleinen Watzmann besteht aus zwei Kuppen, die durch eine geringe Einsattlung von einander getrennt sind. Die von Berchtesgaden aus sichtbare Spitze ist um einige Fuss höher, doch ist St. Bartholomae nur von der anderen, südöstlich gelegenen, aus sichtbar. Um 11 U 30 traten wir den Abstieg an. Da ich denselben direct nach St. Bartholomae hinunter machen wollte, legten wir die Steigeisen an, und stiegen zunächst 2 St. in südöstlicher Richtung, gerade auf St. Bartholomae zu, ab; dann wendeten wir uns nordöstlich und erreichten in weiteren 2 St. den Jägersteig, welcher

vom sogenannten Watzmannanger über die Mooslahnerwand und durch das Watzmannrinnkendel nach St. Bartholomae hinunter führt, wo wir um 4 U glücklich eintrafen. Die ersten zwei Stunden des Abstieges hatten wir schroffe Felswände zu durchklettern, wobei uns viele kleine, erkerartige Vorsprünge zu Statten kamen, indem man von denselben aus den zunächst zu wählenden Weg leichter übersehen konnte.

Vorsichtigerweise hatten wir ungewöhnlich lange und starke Bergstöcke genommen, welche uns bei den oft sehr hohen Stufen von grossem Nutzen waren, so dass sich die mitgenommenen Seile als entbehrlich erwiesen. Als wir dann ungefähr die Höhe des Watzmannanger erreicht hatten, welchen wir seitwärts liegen liessen und von welchem wir durch eine den Watzmannwänden parallel laufende Wand getrennt waren, kamen wir in dichtes Krummholz, welches das Steigen erschwerte und zur Vorsicht nöthigte. Nur wenig an Höhe verlierend, traversirten wir sodann die Mooslahnerwand entlang zum Archenkopf hinüber, um den vorher erwähnten Jägersteig zu erreichen, welcher von der Höhe des Archenkopfes nordwestlich zum Watzmannanger, südlich in einer guten halben Stunde nach St. Bartholomae hinunterführt.

Dieser neue Abstieg ist insofern interessant, als man während der ganzen Zeit das herrliche Bild des von Booten belebten Königsee’s mit der Halbinsel St. Bartholomae unter sich hat.

Die ganze Tour ist von Berchtesgaden aus leicht in einem Tag zu machen, wenn man um 4 oder 5U von dort aufbricht; freilich dürfte dieselbe nur geübten Bergsteigern zu empfehlen sein.

Wien. Paul Krebs.

 

Umfeldtouren – Hachelköpfe

Vom grossen Hachelkopf aus sind einige der bekanntesten Bilder der Ostwand des Watzmanns entstanden.

Grosser Hachelkopf – 2065 Meter

von der Hirschwiese
  • von der Hirschwiese im östlich gelegenen Abstieg
  • Weg über den latschenbedeckten Verbindungsgrat
  • mässig schwierige Kletterei auf den Gipfel
  • Höhenmeter ca. 100 Meter
  • Schwierigkeit : II
  • Zeitbedarf ca. 1 Stunde
Nordwand
  • Aufstieg aus dem Eisbachtal auf zwei verschiedenen Routen
  • Höhenmeter ca. 600 Meter
  • Schwierigkeit : IV
  • Zeitbedarf ca. 3-4 Stunden
Nordwestgrat
  • Aufstieg von St. Bartholomä aus
  • Über den rechts vom „Napoleonskopf“ gelegenen Sattel, schmaler und steiler Waldstreifen, auf altem Steig aufsteigen
  • oberhalb des Burgstallkopfs Orientierung nach steil rechts aufwärts
  • auf Gamswechseln zwischen den Latschen am Grat weiter aufwärts
  • Grattürme nach Bedarf rechts oder links umgehen
  • Höhenmeter ca. 1400 Meter
  • Schwierigkeit : II
  • Zeitbedarf : ca. 10 Stunden

Terrain oberhalb des „Napoleonkopfes“

Wegführung zum Grat zur Erreichung des Gipfels

Gaumengenuß am Fusse der Ostwand

Nach dem Gipfelsieg ist vor dem Königsseesaibling.

Eine der schönsten Belohnungen nach einer erfolgreichen Bergfahrt kann man in St. Bartholomä zu Füssen der Ostwand des grossen Watzmanns direkt am Ufer der Königssees finden.

Frisch geräucherter Königssee-Saibling vom Königsseefischer mit Brot, Butter und Bier.

Frisch und Warm aus dem Rauch ein einfach unbeschreiblicher Gaumengenuss.

Gut zu erkennen, im Showaquarium, der Saibling mit seinem typischen hellorangen Bauch.

Mythos Watzmann – Wie alles begonnen hat

Bei mir persönlich geschah es im Alter von 10 Jahren. Als junger Bursche verbrachte ich, gemeinsam mit meiner Großmutter, im Jahre 1980 einen Urlaub in Königsee.
Auch wenn die Erinnerung an einzelne Momente schon längst verblasst sind, haben sich doch bildliche Zeugen dieser Reise erhalten. Erinnerlich ist mir noch die Begeisterung mit der ich seinerzeit Fotos mit einer Polaroid-Kamera gemacht habe.

Offensichtlich, so das Zeugnis der Fotos, war es Winter als sich mein erster Kontakt zum Watzmann ergab.

Während einer auch heute noch für die Touristen obligatorischen Bootsfahrt über den Königsee erblickte ich zum ersten Mal jene so faszinierende Gesteinsformation namens Watzmann Ostwand oder Bartolomäwand des grossen Watzmanns.

Fasziniert wurde ein weiteres Foto der sich im winterlichen, weißen, Gewand präsentierenden Ostwand des Watzmanns gemacht. Die ersten Schritte einer langen Reise waren gegangen und die Leidenschaft latent verankert.

Fasziniert vom Berg kaufte ich mir die 7’te Auflage, 1981, von Hellmut Schöners Standwerk über die Watzmann-Ostwand „2000 Meter Fels“.

Dieses Buch bietet einen guten Einstieg in den Mythos „Ostwand“ und zeichnet die wichtigsten Ereignisse um die Ostwand in interessanter Form auf.