Welzenbachskala – Eine zeitgenössische Betrachtung der Schwierigkeiten beim Klettern

1923 von Wilhelm Welzenbach vorgeschlagen etablierte sich im Laufe der Zeit die heute übliche Bewertung der Schwierigkeit nach dem Prinzip „je schwieriger, desto höher“.
Aus der Welzenbachskala entstand über die Jahre 1947 und 1968 die heute gebräuchliche UIAA-Skala. In den Jahren 1977-1979 wurde die UIAA-Skala nach oben hin geöffnet.
 
UIAA I

Meist stark geneigtes Gelände, große Haltepunkte. Hier beginnt das Klettern.
Im Normalfall dienen die Hände der Stabilisierung, das Körpergewicht lastet vollständig auf den Füßen. Keine besonderen Anforderungen an Trainingsstand und klettertechnische Ausbildung.

UIAA II

Auch beim Schwierigkeitsgrad II gibt es noch keine gesteigerten Anforderungen an die Konstitution des Kletterers. Im allgemeinen handelt es sich um geneigtes Gelände mit großen Haltepunkten. Die Hände werden meist fortwährend zur Stabilisierung des Körpers eingesetzt.

UIAA III

Der dritte Schwierigkeitsgrad bietet bereits Kletterei im etwas steileren Gelände. Dennoch sind Kletterrouten in diesem Grad normalerweise noch nicht senkrecht, die Haltepunkte sind nach wie vor sehr groß.

UIAA IV

Normalerweise die Grenze dessen, was ungeübte, jedoch sportlich veranlagte Anfänger leisten können. Das Gelände ist meist leicht geneigt bis senkrecht, die Haltepunkte können in diesem Schwierigkeitsgrad auch schon weiter voneinander entfernt liegen. Hier beginnen auch die ersten Anforderungen an die Klettertechnik.

Gustav Jurek – Rendezvous mit der Jungfrau

Der Naturfreund, 1901

Eine Bergfahrt im Watzmanngebiet.

Ersteigung des höchsten Watzmannkindes (2260 m) auf theilweiser neuer Route.

Von GUSTAV JUREK.

Knarrend fällt die Thüre der zur Zeit ungastlichen ­Schappachalm hinter dem Letzten unseres Trios in’s Schloss. Fein und schneidig umweht uns der Morgenwind, bleich und kalt blicken die Watzmannwände in’s Thal, kein Laut stört die Stille, als das lustige Plätschern der naheliegenden Quelle.

Froh, den tückischen Balken des angeblichen Heubodens entronnen zu sein, eilen wir mit beschleunigten Schritten den Hochwald hinan, als nächstes Ziel der Watzmannscharte zustrebend. So gut es eben geht, bahnen wir uns den Weg zwischen mächtigen, mit Moos überwucherten Steintrümmern und uralten Stämmen. Da ein Blitz! Aufflammt der Watzmann in glühender Lohe, die starren Wände färben sich in Purpur — Bergmorgen! Es stockt der stahlbewehrte Fuss, die Augen hängen gebannt an dem feenhaften Bilde, der Mensch freut sich des herrlichen Naturschauspiels. Weiter geht’s durch Wald, Latschen und Steintrümmer empor, den Weg vom Münchnerhaus zum Königssee querend, bis uns das klare Nass einer munter sprudelnden Quelle zu Rast und Frühstück ladet. Erquickt und gestärkt streben wir, zur Linken die Schuttfelder Klein-Watzmanns, unserem heutigen Ziele, dem bereits sichtbaren Sprossen Vater Watzmanns, dem höchsten, gar trotzig blickenden Watzmannkind entgegen. Wie ungeberdig dieser Range sein kann, sollten wir erst später erfahren. Vorsichtig, mit Vermeidung jeden Geräusches dringen wir vor, denn wir schreiten auf verbotenen Pfaden, und wehe dem Pechvogel von Alpinisten, dem hoch oben der Hüter der hier in Rudeln hausenden Gemsen — der Jäger — den Weg vertritt. Vorbei ist jede Hoffnung auf eine frische, fröhliche Bergfahrt. Doch uns ist Fortuna hold, schon stolpern wir fluchend und lachend durch das Chaos von grossen und kleinen Blöcken, welche das Kar des Watzmanngletschers füllen. Links blicken höhnisch die Wände des kleinen Watzmann und der beiden links liegenden Watzmannkinder herab, während gerade vor uns unser Ziel, das höchste Watzmannkind, sich uns als kühnes Horn präsentirt. Rechts von ihm gurgeln und rumoren die Wassergeister in den Spalten des Watzmanngletschers, während wallende Nebel den grossen Watzmann uns nur ahnen lassen.

Nach dreiviertelstündigem Stolpern sind wir am Fusse unseres Zieles angelangt. Die Rucksäcke werden geöffnet und nach kurzer Stärkung geht’s zum Angriff. Schon sind die Nagelschuhe mit den schleichenden Kletterschuhen vertauscht, das Seil um die Schulter gerollt, die Rucksäcke und Pickel geborgen und Freund B. packt als Erster die Felsen an, um durch einen circa 4 m hohen Riss auf ein breites, schuttbedeck schuttbedecktes ­Schichtenband zu gelangen. Rasch folgen wir diesem und lustig geht es über eine weitere Felsstufe auf ein zweites, etwas ansteigendes Band.

Dasselbe verfolgend dringen wir vor, begleitet von den Juchzern einer Partie, die soeben den Gipfel des kleinen Watzmann erreicht Ein Lachen! Was ist’s? Da steht Freund B. und weist auf eine ungeheure Platte, die in unfreundlicher und unheimlicher Glätte, am oberen Ende von Nebeln umwallt, den weiteren Anstieg vermittelt. Nur frisch voran!

Schon kriecht unser Erster hinan und langsam folgen wir Seillänge um Seillänge. Während des Wartens findet mein Bruder Rudolf genügend Zeit, um zierliche Steindauben zu bauen, die zu seinem Missvergnügen oft das nachschleichende Seil wieder zerstört. Sieben Seillängen liegen hinter uns, da wendet sich der Vorangehende scharf rechts, und schon klettert er die überhängenden Platten durch einen pikanten Riss hinan. Eine Seillänge und die Stelle ist überwunden. Teuflisch lächelnd lauert Freund B. auf unser Zurückzucken, wenn wir ahnungslos über die schmale Gratschneide in der schwindelnden Tiefe den Watzmanngletscher er erblicken. ­Weiter geht’s über den schmalen Grat, einen Thurm überkletternd. Als ich nachgekommen, steht B. in einer schmalen Scharte und betrachtet kopfschüttelnd die Fortsetzung unseres „Weges“. Ein über den Gletscher in furchtbarer Exposition hinaushängender Gratthurm (schwierigste Stelle), dessen Kante messerartig geschärft, prophezeit eine unheimliche grifflose Passage; die Kniee fest zu zusammenpressend, ­die winzigen „Griffe“ krampfhaft umklammernd, schiebt sich unser Vordermann empor ­und nach einigen bangen Minuten steht er keuchend oben und wir folgen auf demselben Wege.

Fort geht’s auf der schmalen Schneide, sausend treibt uns der Wind feuchte Nebelfetzen in’s Gesicht. Endlich nach weiteren 20 Minuten exponirter Kletterei stehen wir auf dem Gipfel. Der rasch durchsuchte Steinmann barg nur vier Karten, wovon drei von führerlosen und eine von einer Partie mit Führer (Kederbacher) herrührten. Auch wir deponiren unsere Karten und blicken nun, auf einer Kante sitzend, hinein in das dampfende und wogende Chaos. Da, ein Luftzug, smaragdgrün blitzt aus der Tiefe der Königssee. Ueber schwindelnde Wände gleitet der Blick in die Tiefe, zu den Lawinenresten der Eiscapelle, zu dem herrlichen St. Bartholomä, und wieder aufwärts, um haften zu bleiben an den nebelumflorten Wänden des Hochecks und der Mittelspitze. Wieder ein Luftzug, verschwunden ist die Pracht; feuchter Nebel schlägt uns in’s Gesicht und fröstelnd wenden wir uns zum Abstiege; den von uns zahlreich errichteten Steindauben folgend klettern wir thalwärts, und in einer Stunde stehen wir wieder bei unseren Rucksäcken. Eine kleine Stärkung und wir stolpern weiter über die zu derb gerathenen Schuttfelder, dann geht es hurtig dem Hochwalde entgegen. Jetzt haben wir ihn erreicht.

Abschiednehmend fliegt der Blick empor zu den nebelumflatterten Wänden und Graten der wilden Gesellen. Leb’ wohl. Watzmann ! Was auch ängstliche Philister predigen über die Schrecken der Bergwelt, wir kehren wieder und bald klirren aber abermals ­die Pickel in deinen Wänden auf frischer, schneidiger Bergfahrt!

Zur Frage der Schwierigkeitsabstufung

Mitteilungen des deutschen und österreichischen Alpenvereins

1927, S. 102

Zur Frage der Schwierigkeitsabstufung

Diese leidige Frage hat schon viel Nachdenken in zünftigen Kreisen verursacht und hat mit dem Massenandrang in die Berge, der seit Kriegsende eintrat, allgemeine Bedeutung gewonnen. Vergleiche zwischen einzelnen Bergfahrten zu ziehen und — wegen der einen oder anderen Stelle Aehnlichkeiten festzustellen, erschien mir persönlich seit jeher genau so lächerlich, wie etwa die familiären Behauptungen, daß der oder die, weil sie auch diesen oder jenen Charakterzug, oder dieselbe Absonderlichkeit (z. B. eine Warze auf der gleichen Körperstelle) habe, dem Onkel Kasimir oder der Tante Eulalia oder sonst einem Ur-Urahn ähnelt.

Zu meiner Zeit — als ich noch für einen schneidigen Bergsteiger galt — habe ich mich überhaupt nicht um derlei ausgeklügelte Unterscheidungen gekümmert, sondern, im Bewußtsein alpin-technisch gut beschlagen zu sein, mich an jene Bergziele herangemacht, die mich ästhetisch oder sportlich reizten. Dabei genügte es zu wissen — wenn dies überhaupt bekannt war! —, daß die betreffende Bergfahrt leicht, schwierig oder sehr schwer sei. Ueberstieg es die eigenen Kräfte, dann unterließ man es vernünftigerweise, denn die modernen, technischen Behelfe und Kniffe kannte man damals noch nicht!

Selbstverständlich galten diese Schwierigkeitsgrade immer nur relativ, also Kalkgebirge, Urgestein und Eis für sich betrachtet und bei Voraussetzung normaler Wetter- und sonstiger Verhältnisse. Als ich bei der Neuauflage des „Hochturist“ gezwungen war, eine Schwierigkeitsskala aufzustellen, — von der es in der Einleitung zu diesem Buche ausdrücklich heißt: „Die Stufen der Schwierigkeitsbestimmung können selbstverständlich kein absolut gültiges Urteil bedeuten; schon deshalb nicht, weil kein einzelner alles vergleichen kann, und selbst dies als möglich angenommen, nicht immer bei den Anstiegen die gleichen Verhältnisse herrschen. Daher ist es besonders schwer, Beispiele aus der Gletscherregion zu geben, wo sich die Verhältnisse von Tag zu Tag oft gründlicher ändern als im Felsbereich.

Aber sie werden einen ungefähren Maßstab bilden für die Beurteilung des eigenen Könnens und die Wahl des Zieles wie des Weges dahin begünstigen“ — da war es. mir im voraus klar, daß diese Aufstellung viel Anfeindung finden werde.

Außer persönlichen Anschauungen, kamen ja die „alpinen Schulen“ als Ganzes in Betracht, denn die „Münchner“, „Innsbrucker“, „Wiener“, „Grazer“ usw. — jede örtlich umgrenzte Alpinistengilde hat andere Vergleichsobjekte, andere Vergleichsgrundsätze. Die einen schwören auf die Leuchs’sche Kaiser-Skala, die andern lassen nur Pichl’s oder Benesch‘ Graduierung gelten, die dritten halten sich an Karwendelbegriffe usw. So vortrefflich jede dieser Ausstellungen für den gedachten, örtlich-beschränkten Zweck auch sein mögen, für alle ostalpinen Gruppen passen sie nicht.

Daher meine Versuche, sie diesem Bedürfnis anzupassen, wobei ich als selbstverständlich annahm, daß die Muster der einen Stufe immer nur mit den örtlich gleichartigen Mustern der anderen Stufen in Beziehung gebracht werden können, also Kalk mit Kalk, Urgestein mit Urgestein, Eis mit Eis, um nicht raumverschwendend drei gesonderte Tabellen aufstellen zu müssen.

Befriedigt war ich nicht; daher auch die Abänderung in den Bänden II und IV. Doch auch diese, im Verein mit maßgebenden Alpinisten zustande gekommene Aufstellung taugt meines Erachtens nicht für den „Hochturist“. Und darin hat mich nun eine zufällige Aussprache mit Dr. Josef Braunstein bestärkt, wobei ich von seinen im Druck erschienenen Betrachtungen über diese Frage Kenntnis erhielt.

Welch sonderbare Folgerungen selbst ein so scharfsichtiger Kritiker wie Dr. I. B. aus der 5 Stufigen Skala im „Hochturist“ zieht, ergibt sich z. B. aus dem Satze: „Da Glocknerwand und Glockner-NW-Grat beide bloß als „schwierig“ bezeichnet werden, müßte die Tur Glocknerwand bis Großglockner (über den NW-Grat) ebenfalls nur als „schwierig“ eingeschätzt werden, eine Unternehmung, die Welzenbach als „sehr schwierig“ klassifiziert und mit Weißhorn über den Schalligrat vergleicht.“ — Und doch haben wir beide recht; denn „schwierig“ plus „schwierig“ ist eben doppelt oder „sehr schwierig“ !

Es sei mir gestattet noch eine Frage zu stellen: Ist eine Tur, etwa in den Jütischen Alpen, die technisch mit dem Totenkirchl oder dem Kleinen Buchstein zu vergleichen wäre, nicht schwieriger als diese, wenn erst ein stundenlanger, wüster Anmarsch mit Sack und Pack zur Kletterei bringt?

Solche Erwägungen versuchte ich in den Schwierigkeitsstufen vergleichend zur Geltung zu bringen. Der Versuch ist mißglückt. Und diese Erwägungen bestärken mich nun in dem schon vorher gefaßten Entschluß, in Zukunft die Bergfahrten im „Hochturist“ einfach als «leicht“, „mittelschwer“, „schwierig“, „sehr schwierig“ und „äußerst schwierig“ zu bezeichnen und auf Vergleiche ganz zu verzichten.

Da der „Hochturist“ ausdrücklich bemerkt, daß er für den geübten Bergsteiger bestimmt sei, denn nur ein solcher soll führerlos Hochturen unternehmen, müssen diese fünf Stufen genügen, normale Verhältnisse vorausgesetzt.

Hans Barth, Wien

Touren am Watzmannmassiv – Übersicht

Großer Watzmann Hocheck

  • Hocheck vom Watzmannhaus aus
  • Hocheck von der Mittelspitze aus
  • Schiefer Kamin
  • Braune Verschneidung
  • Ostwand der Hocheck Schulter
  • Ostpfeiler
  • Pfeilerwand
  • Aufstieg aus dem Schüttalpetal

Großer Watzmann Mittelspitze

  • Mittelspitze vom Hocheck aus
  • Mittelspitze von der Südspitze aus
  • Mittelspitze Ostwand vom Watzmanngletscher aus
  • Direkte Ostwand von der Skischarte aus
  • Abstieg über die Westflanke
  • Vom Salzburger Weg zur Mittelspitze

Großer Watzmann Südspitze

  • Südspitze von der Mittelspitze aus
  • Südspitze aus dem Wimbachtal
  • Süd-Westflanke
  • Südgrat
  • Ostwand über den Kederbacher Weg
  • Ostwand über den Berchtesgadener Weg
  • Ostwand über den Salzburger Weg
  • Ostwand über den Münchener Weg
  • Ostwand über den Frankfurter Weg
  • Ostwand über den Polenweg
  • Ostwand über den Franz-Rasp-Gedächtnisweg
  • Querung zum Watzmannkar
  • Diagonalverbindung vom Schöllhornkar
  • Ostwand aus dem Eisbachtal
  • Südostwand aus dem Eisbachtal

Kleiner Watzmann

  • Nord-Ostgrat
  • Westwand
  • Direkte Westwand
  • Südwand
  • Ostgrat
  • Süd-Westgrat
  • Westwandriss
  • Westverschneidung
  • Neue Westverschneidung
  • Westwandrisse
  • Westwand/Sackrisches Eck

Erstes Kind

  • Nord-Ostflanke
  • Westgrat
  • Südpfeiler

Zweites Kind

  • Ostflanke
  • Westgrat

Drittes Kind

  • Nordwand
  • alte Südkante
  • gerade Südkante

Viertes Kind

  • Ostflanke
  • Südwand
  • direkte Südwand
  • Nordgrat
  • Westwand
  • direkte Westwand
  • Süd-Westkante

Fünftes Kind

  • Ostflanke
  • Westgrat
  • Südwand

Hermann Feichtner, Hans Feichtner, Viktor Reitmayr und Ludwig Schifferer – Ein neuer Weg durch die Watzmann Ostwand

Der Weg der Erstbegeher, der Kederbacher-Weg, konfrontiert den Alpinisten im Rahmen der Begehung mit zwei grossen Problemen.

1. Die Route weisst eine erhebliche Steinschlaggefahr auf

2. Gewisse Wandbereiche erfordern, um den Zustieg möglich zu machen, ein ausreichendes Schneeniveau um vorhandene Randklüfte zu überwinden.

Aus den Problembereichen resultierend gelang einer Salzburger Seilschaft am 08.09.1923 die Begehung einer alternativen Route über die in den Mitteilungen des deutschen und österreichischen Alpenvereins informiert wurde.

Mitteilungen des deutschen und österreichischen Alpenvereins

1923, S. 114 ff.

Rubrik „Turistik“

Neuer empfehlenswerter Einstieg in die Watzmann-Ostwand

Watzmann-Südspitze, 2712 m. 1. Ersteigung der Watzmann-Ostwand (Bartholomäwand) ohne Benützung der Randkluft und, Schöllhornplatte auf neuem Wege. (Salzburger Weg) über das erste Band, am 8. September 1923.

Die in fast allen Alpinistenkreisen bekannte Watzmann-Ostwand ist durch die Schneeverhältnisse bei der Randkluft unterhalb der Schöllhornplatte nur bis zu einer gewissen Jahreszeit ersteigbar. Nach normalen Wintern bis höchstens Mitte August. Auch nach dem schneereichen Winter 1923 war die Randkluft Ende August durch das Einbrechen der Schneebrücke unpassierbar, wodurch eine Ersteigung der normalen Ostwandroute unmöglich ist. Infolge der Schneefreiheit der Schichtenbänder unter dem Gipfelgrat ist eine Begehung der Ostwand im Spätsommer außer den übrigen herbstlichen schönen Stimmungen besonders genußreich.

Am 8. September 1923 ab Königsee 3 1/4 Uhr früh mit Ruderboot bei Nacht und Nebel. Ab Bartholomä 5 Uhr zur Eiskapelle und auf den gewöhnlichen Anstieg, wie im „Hochtourist“ oder „Zellers Führer durch die Berchtesgadener Alpen“ zur großen Terasse. (7 Uhr bis 9 Uhr.)

Vom Biwakblock führt der „Salzburger Weg über den dahinter gegen Nordwest hinanziehenden Schutt- und Grasrücken in eine ausgewaschene Rinne. Diese Rinne ein Stück verfolgend, dann nach rechts auf einem nach Osten abfallenden Felssockel vor dem sich steil aufbäumenden Wandabsturz unterhalb des von unten markant aussehenden Felstopfes am unteren (rechten, östl.) Ende des ersten Bandes. Vom Felssockel in der rinnenähnlichen Felsverschneidung schräg rechts aufwärts zu einem kleinen länglichen Loch. Ueber den die Verschneidung sperrenden Ueberhang noch etwa 25 m nach rechts Hinaus. Hierauf Quergang scharf nach links und über fast senkrechte Wandstufen gerade aufwärts zu dem schon vom Biwakplatz sichtbaren blockgesperrten, weitwinkeligen Kamin. Nach diesem schräg rechts auswärts bis man das gewaltige erste Band erblickt. Von hier auf schmalen, kurzen Bändern nach links auf das untere Ende des ersten Bandes. (Sehr schwere und ausgesetzte Kletterei auf ständig festem und gutgriffigem Fels, etwa 800 m vom Biwakplatz, normale Kletterzeit 2—3 Std.)

Auf dem Riesenband, welches bis zu 70 m breit und ungegliedert ist (rechts halten) weitermarschierend bis ungefähr zur Mitte desselben, wo man eine geräumige Höhle und Wasser antrifft. (Steinmann mit Karten, 12 Uhr bis 1 ½ Uhr).

Von hier das Band weiter verfolgend bis es in Schroffen gegen Südwest abbricht. Zur Linken ein großer Felsblock. Von diesem Scheitel über die kurze Wandstufe nach rechts in schwerer Kletterei auf die obere Fortsetzung des ersten Bandes und nach links querend zur Mündung der Gipfelschlucht. (Schneereste auch im Herbst.) In der Gipfelfschlucht steigt man nur kurze Zeit empor, um dann an der rechten Begrenzungsflanke nach etwa 100 m den Normalanstieg zu erreichen. Wie im Zeller-Führer oder Hochtourist weiter zur Südspitze. (½ 5 Uhr bis 5 Uhr). Abstieg über das Schönfeld zur Wimbachgrieshütte (an 7 ¼ Uhr.)

Rechnet man von der Gesamtdauer des Aufstieges von Bartholomä bis zur Südspitze die Rasten, sowie 1 Stunde für die Errichtung großer und zahlreicher Steinmänner ab, so bleiben etwa 7 Stunden reine Kletterzeit, welche bei Wiederholungen gewiss verringert werden, wenn leichtere Rucksäcke – wir rechneten mit einem Biwak – zu tragen sind.

Der „Salzburger Weg“ gewinnt noch an Bedeutung dadurch, daß er vor Steinschlag und Lawinen sicherer und die Orientierung wesentlich leichter ist. Die Wandhöhe des Salzburger Weges vom Biwakblock bis zur mittleren Gipfelschlucht beträgt etwa 900 Meter.

Hermann und Hans Feichtner, Viktor Reitmayr, Ludwig Schifferer, Salzburg.